TP 6 (Teil-)Projektbeschreibung

TP 6 NACHOS | Bereich: Umsetzung

Zentrale Fragestellung des Teilprojekts: 

In welchen Zusammenhang stehen Arbeitsorientierungen und -haltungen vom Arbeitssubjekten mit der erfolgreichen Implementierung von Innovationen?

 

TP 6: Auswirkungen technischer Innovationen im Rahmen des Strukturwandels 

           der Arbeitswelt auf die Arbeitssubjekte 

(Pl: Prof. Dr. Heike Ohlbrecht | Co-Pls: Jun.- Prof. Dr. Kai Heinrich, Prof. Dr. Kersten Roth)

 

Beschreibung: Die erfolgreiche Implementierung von technischen Innovationen in die Arbeitswelt hängt nicht zuletzt von den Dispositionen, Erwartungen, Vorannahmen und sozialmoralischen Orientierungen der potenziellen Nutzer*- bzw. Anwender*innen ab. Gesellschaftliche Diskurse, beispielsweise auch über gute und faire, nachhaltige oder gesunde Arbeit etc. sowie individuelle Arbeitshaltungen und -orientierungen sind nicht getrennt zu betrachten, sondern sind auf je spezifische Weise miteinander verwoben. Arbeitsorientierungen sind daher im soziologischen Sinne als strukturierte wie strukturierende Phänomene zugleich anzusehen. Technische Innovationen, wie beispielsweise Pflegerobotik oder neue Arbeitszusammenhänge wie z.B. Remote-Arbeit sollen daher im Fokus des Projektes stehen und hinsichtlich der damit verbundenen Herausforderungen, der Auswirkungen auf Arbeitszufriedenheit, Teaminteraktionen und der subjektiven Gesundheit betrachtet werden.

Durch die Einbindung von digitalisierten Arbeitszeiten und/oder (teil-)autonomen Robotern entstehen in Arbeitskontexten vermehrt hybride Teams, deren Dynamiken zum heutigen Zeitpunkt noch nicht verstanden sind. Die bisher eingespielten und bekannten Praktiken, Erwartungen und Werte der Teamarbeit beispielsweise erfahren durch die Besonderheiten der Mensch-Roboter-Interaktion (MRI) eine völlig neue Zuspitzung. Gerade in Arbeitskontexten, wie dem Health-Care-Bereich, in welchem affektive und emotionale Aspekte eine große Rolle spielen, sind diese Innovationen nicht “voraussetzungslos” zu implementieren. Pflegeroboter gewinnen mit zunehmendem Reifegrad der Roboter an Bedeutung, insbesondere angesichts des demografischen Wandels, der steigenden Anzahl der pflegebedürftigen Menschen (bald werden 30 Prozent der Bevölkerung in Deutschland einen Pflegebedarf haben) und des zunehmenden Personalmangels in der Pflege. In der Pflege sind derzeit Serviceroboter, sozio-interaktive Roboter (insbesondere auch bei der Pflege von Personen mit Demenz) und Hebe-Roboter vertreten. Pflegerobotik wird derzeit als ein prominentes Lösungsszenario des Pflegenotstands, der Pflegekrise und des demografischen Wandels gehypt und diskutiert. Dabei erfolgt einerseits eine Überschätzung der (derzeitigen) technischen Möglichkeiten sowie ein gesteigerter medialer Diskurs zur Thematik “Pflegerobotik”, die Interessenslagen von Gepflegten oder Pflegenden (Professionellen wie Angehörige) werden jedoch kaum zur Kenntnis genommen. Ein Perspektivwechsel von einem Technology-Push-Ansatz hin zu einer Demand-Pull-Orientierung steht bisher aus, wäre jedoch notwendig, um Gesundheitstechnologien wie Pflegeroboter, Wearables oder auch Remote-Arbeit in anderen Settings etc. erfolgreich implementieren zu können. Ansonsten könnten Abwehrstrategien, Arbeitsstress, Detachment etc. vermehrt die Folge sein. Im Fokus des Projektes steht die Frage, wie sich durch den Einsatz verschiedener Roboter (und/ oder mobiler Arbeit) das Interaktionsgeschehen in (hybriden) Teams verändert sowie welche Veränderungen sich für die subjektive Arbeitszufriedenheit, - motivation und -orientierung sowie subjektiven Gesundheit ergeben. Dies wird empirisch mittels einer qualitativen Arbeitsplatzethnografie untersucht. In diesem Zusammenhang werden auch Selbstführungstechniken (Foucault) der Arbeitssubjekte in der digitalisierten Arbeitswelt untersucht. In Feedbackschleifen können diese Erfahrungen an die Entwickler technischer Innovationen zurückgespielt werden.