TP 2 (Teil-)Projektbeschreibung

TP 2 NACHOS | Bereich: Etablierung

Zentrale Fragestellung des Teilprojekts: 

Welche Rolle spielt das Entscheidungsverhalten von sozialen Systemen bei der Bewertung und Modellierung unsicherheits-behafteter Investitions- und Diffusionsdynamiken von Innovationen?

 

TP 2: Wertorientierte Steuerung dynamisch-adaptiver Technologiediffusion unter besonderer Berücksichtigung der sozialen Dimension von Innovationen 

(PI: Prof. Dr. Elmar Lukas | Co-PIs: Prof. Dr. Michael Dick, Jun.-Prof. Dr. Börner)

 

Neben traditionell kürzeren Produktlebenszyklen, exponentiell zunehmenden Kosten für die Neuproduktentwicklung und dem deutlich gestiegenen internationalen Technologiewettbewerb erschweren in zunehmendem Maße technologische, gesellschaftliche und politische Disruptionen die Akzeptanzprozesse von Innovationen abzuschätzen. Im Ergebnis ergeben sich entsprechende Herausforderungen und Konsequenzen für die finanzwirtschaftliche Bewertung und Steuerung von unternehmerischen Innovationsvorhaben, welche der insb. für Technologiekonzerne geltenden Bedrohung „Heute Superstar, morgen Sanierungsfall“, wie es das Handelsblatt 2017 treffend titelte, besondere Bedeutung verleihen.

In der finanzwirtschaftlichen Literatur wird diesen komplexen gesellschaftlichen Problemen in bis dato nur bedingt Aufmerksamkeit gewidmet. Bei der monetären Bewertung der Vorteilhaftigkeit von Innovationen, werden derartige Dynamiken primär durch stochastische Differentialgleichungen abgebildet. In Folge dieser abstrakten, aggregierten Perspektive bleiben jedoch regelbasierte Verhaltensentscheidungen von Innovationsadoptoren sowie Interaktionen mit Gruppen/Gesellschaften weitestgehend unberücksichtigt. In den Sozialwissenschaften sowie in der Physik -gemeinhin als Soziophysik bzw. econophysics bezeichnet- haben derartige agentenbasierte Modelle eine lange Tradition, wenn es um die Modellierung von dynamischen, adaptiven Innovationssystemen geht. Makroskopische Verhaltensweisen oder Trends werden dabei als Ergebnis von Interaktionen heterogener Agenten verstanden, die auf der Grundlage eines Regelwerks miteinander und/oder mit ihrer Umgebung interagieren. Im Kontext von Innovationen liefern derartige Modelle antworten auf Fragen wie z.B. Unter welchen soziokulturellen bzw. -ökonomischen Bedingungen können sich Innovationen durchsetzen? Welche konkreten Diffusionsverläufe lassen sich erkennen? Rückkopplungen auf bzw. Implikationen für das unternehmerische Investitionsverhalten werden hingegen nachrangig behandelt.

Ziel dieses Forschungsvorhabens ist es zum einen, den in der neoklassischen Finanzwirtschaft verorteten Theoriestrang der dynamische Entscheidungstheorie unter Unsicherheit, um agentenbasierte Modelle methodisch zu erweitern. Zum anderen soll darauf aufbauend untersucht werden, ob und in welchem Umfang ausgewählte gesellschaftliche Faktoren, die sowohl für die Genese als auch die Diffusion von Neuerungen bedeutend sind, das unternehmerische Investitionsverhalten in Innovationen bzw. neue Technologien im Zeitablauf beeinflussen.

Letzte Änderung: 25.08.2025 -
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